In Marlie Muls Arbeiten aus der Serie Puddle begegnen uns flache, auf dem Boden verteilte Skulpturen aus Kunstharz, Sand und Plastikmüll. In ihrer zähen, unbestimmbaren Materialität erfassen und konservieren sie einen an sich flüchtigen Zustand. Ihre schwarz glänzende Oberfläche, die von urbanen Spuren wie Straßenmüll durchzogen ist, erinnert dabei an schimmernde Ölpfützen. Sie scheinen einer Logik des Rests zu folgen, der in der Zirkulation des Rohstoffs abfällt. Dieser Rest mag auf die Bedeutung von Öl als fossiler Energieträger und Ausgangsstoff für die chemische Industrie und somit auf seinen sozialen, wirtschaftlichen wie umweltpolitischen Einfluss verweisen. Zugleich aber bleibt er als etwas Widerständiges bestehen.
In ihren Arbeiten aus der Serie Air Vent / Butt Stop macht Mul die Kontrollmechanismen sichtbar, die sich in den Spuren beiläufiger Alltagsrituale und der Umwidmung urbaner Strukturen manifestieren. Zigarettenstummel, Kaugummi und zusammengeknüllte Papierreste in den Nischen der Stahlgitter erinnern an den zum Aschenbecher und Müllstauraum umfunktionierten Belüftungsschacht einer abgelegenen Fassade. Die Verstopfung dieser Apparatur und Schnittstelle zwischen Innen- und Außenraum durchkreuzt die Ausschlusslogik, die Rauchen seit der Einführung des „Passivrauchens“ aus dem öffentlichen Raum verbannt. Über die Verschränkung von sozialer Emanzipation und physischer Abhängigkeit hinaus wird durch die Thematisierung der Luftzufuhr und ihrer Regelung eine historische Dimension sichtbar. So wird Luft, jenseits ihrer Klassifizierung als erdatmosphärisches Gasgemisch, auch als historisch und politisch geformte, veränderliche Substanz reflektiert.
* 1980 in Utrecht, Niederlande, lebt in Berlin, Deutschland