Das Fridericianum ist ein zentraler Ort der Gegenwartskunst. Signifikante Positionen und Strömungen der Kunst wie gesellschaftlich relevante Fragestellungen werden hier aufgegriffen, präsentiert und verhandelt. Experimentelle sowie fundiert recherchierte Gruppen- und Einzelausstellungen, Screenings und Performances, Konferenzen und Symposien zeigen das Spektrum aktueller Kunst und Diskurse auf.
1779 eröffnete mit dem Museum Fridericianum der weltweit erste als öffentliches Museum konzipierte Bau. Im Sinne der Aufklärung erdacht und vom hugenottischen Architekten Simon Louis du Ry erbaut, durchlief das Fridericianum in der Folgezeit eine von Brüchen gezeichnete Geschichte und blieb Austragungsort von Historie.
Am Anfang dieser Geschichte steht der Namensgeber des Fridericianum: Landgraf Friedrich II. Mit dem Erlös von an die Briten verkauften Soldaten ließ er gegen den Zeitgeist kein Residenzschloss am neu entstandenen Paradeplatz in Kassel errichten, sondern den ersten öffentlichen Museumsbau der Welt. Mit enzyklopädischem Anspruch sollten Kunst und Wissenschaft systematisiert, ausgestellt und auch der bürgerlichen Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden: unter anderem Antikensammlung, „Galerie der modernen Statuen“, Medaillen-, Automaten- und Uhrenkabinett, Korkmodelle römischer Bauten, Kupferstichkabinett, Handschriftenraum und Kartensaal, naturwissenschaftliche Instrumente und die für 100.000 Bände ausgerichtete Bibliothek fanden im Museum Platz. Überdies wurde das Fridericianum mit dem mittelalterlichen Zwehrenturm verbunden, der zum Observatorium ausgebaut worden war.
Als im Zuge französischer Expansionspolitik Jérôme Bonaparte, jüngster Bruder Napoleons, zum König von Westphalen und Kassel zur Hauptstadt des Königreichs ernannt wurden, erhielt das Fridericianum eine gänzlich neue Bestimmung und wurde umgebaut: ab 1810 fungierte es als erstes Parlamentsgebäude Deutschlands, in dem die Reichsstände tagten. Diese radikale Umfunktionierung war nur von kurzer Dauer. Nach der Vertreibung Jérômes 1813 wurde das Fridericianum erneut als Museum genutzt und die Brüder Jacob und Wilhelm Grimm waren in der Bibliothek tätig. Mit dem Beginn der preußischen Herrschaft in Kassel 1866 wanderten die Sammlungsbestände des Museums jedoch nach und nach ins preußische Zentrum nach Berlin, weshalb das Fridericianum ab 1913 seinen musealen Auftrag einbüßte und fortan ausschließlich als Landesbibliothek diente.
Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude 1941 und 1943 bei Bombenangriffen auf Kassel in Brand gesetzt: Das Fridericianum und die Bibliothek wurden bis auf die Umfassungsmauern und den Zwehrenturm zerstört.
1955 wurde das provisorisch wiederhergestellte Gebäude zum Mittelpunkt der von Arnold Bode ins Leben gerufenen documenta. Die neben der Biennale in Venedig als weltweit wichtigste zyklische Großausstellung zeitgenössischer Kunst geltende documenta ist alle fünf Jahre im seit 1982 vollständig sanierten Fridericianum zu Gast, zum nächsten Mal 2017 mit der documenta 14.
Seit 1988 präsentiert das Fridericianum kontinuierlich wechselnde Ausstellungen der Gegenwartskunst. Eröffnet wurde die Institution mit Veit Loers’ Schau Schlaf der Vernunft (1988), die an die ursprüngliche Bestimmung des Fridericianum anknüpfte und Museumsobjekte der Aufklärungsepoche mit jenen aktueller Kunst konfrontierte. Loers’ Eröffnungsausstellung war programmatisch für seine Leitung des Hauses, in welchem er herkömmlich Auseinanderstrebendes zusammen konstellierte und in Dialog brachte. 1998 übernahm René Block die Direktion und fokussierte von Beginn an die vermeintliche Peripherie des globalen Kunstgeschehens. Neben Ausstellungen zur Fluxus-Bewegung zeigte er Themen- sowie groß angelegte Gruppenausstellungen wie bspw. In den Schluchten des Balkan (2003). Zudem gründete er 2003 die Kuratorenwerkstatt, die eng mit dem apexart Curatorial Program in New York zusammenarbeitete, und öffnete die Institution somit dem kuratorischen Nachwuchs. Blocks Nachfolger Rein Wolfs leitete das Fridericianum von 2008 bis 2011 und lotete mit monografischen Ausstellungen junger, internationaler Künstler-innen und Künstler Dimensionen von Engagement und Menschlichkeit in der Gegenwartskunst aus. So etwa mit der Ausstellung Deutsche Grammatik (2008) des Schweizer Künstlers Christoph Büchel oder JULY, IV, MDCCLXXVI des vietnamesisch-dänischen Künstlers Danh Vo (2011).
Seit Juni 2013 ist Susanne Pfeffer Direktorin des Fridericianum.
Die neue visuelle Identität des Fridericianum wurde von Zak Group gemeinsam mit dem Fridericianum und seiner neuen Direktorin Susanne Pfeffer konzipiert. Als Basis für die Gestaltung wurde die neue Schrift Friderick entwickelt.
Diese korrespondiert mit den Messingschriftzeichen auf der ikonischen Fassade des Gebäudes, insbesondere mit der eigenwilligen Form der Buchstaben „F“ und „S“. Die Schrift ist keine getreue Wiederaufnahme, vielmehr wird sie in Anlehnung an die Geschichte des Fridericianum zeitgemäß interpretiert. Zum gestalterischen Konzept wird damit die Einsicht, dass die Identität der Institution durch ihre wechselvolle Geschichte selbst auf einer kontinuierlichen Neuerfindung basiert.
Die sorgfältig überarbeiteten und neu konzipierten Buchstaben versinnbildlichen dieses Selbstverständnis der Neuerfindung und integrieren die Architektur des Gebäudes als Grundelement in das visuelle Erscheinungsbild. Die neue visuelle Identität des Fridericianum umfasst für die Ausstellungen je eine eigene grafische Gestaltung der Druckerzeugnisse.
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Zak Group hat für die Schriftentwicklung mit Radim Peško, für die Programmierung mit Studio Scasascia sowie mit Dyvik Kahlen Architects für die architektonische Gestaltung des Foyers zusammengearbeitet.