Reduziert, glatt, elegant – auf den ersten Blick muten Juliette Bonneviots Arbeiten wie ein Designermöbel-Set an. Bei genauerer Betrachtung gibt sich die Platte ihres Glastisches jedoch als transparente Plastikfolie zu erkennen – ein steriler Film, der sich über die Gesamtheit ihrer Skulpturen legt. Wie in einer Museumsvitrine finden sich in banc/display unter anderem Glas- und Stahlbehälter sowie Holzbürsten und eine wiederverwertbare Menstruationsbinde arrangiert. Auf diese Weise entsteht ein starker Kontrast zwischen der recycelbaren, umweltfreundlichen Logik der Haushalts- und Hygieneartikel und ihrem synthetischen Überzug. Und auch der marmorne Glanz der Tischbeine entpuppt sich als Zusammenspiel von kompostierbarem, CO2-neutralem Bioresin-Material und schemenhaften Konturen von Plastikmüll, welchen die Künstlerin in ihr Mobiliar eingelassen hat.
In leisen, kühlen Tönen artikulieren Bonneviots Arbeiten unser zunehmend schizophrenes Verhältnis zu Alltagsobjekten: In seiner unvergänglichen Beschaffenheit hält Plastik einerseits den Verfall, das invasiv Bedrohliche des Organischen fern und weist es oftmals überhaupt erst als vermeintlich sichere Konsumartikel aus. Zugleich jedoch verbinden Produktion, Zirkulation und Beseitigung dieses Materials seine Reinheitsversprechen an den privaten Konsum mit der globalen Umweltkrise. Bonneviot macht diese Verstrickungen des Organischen und Synthetischen, des Innen und Außen, Privaten und Öffentlichen auf subtile Weise sichtbar. Als vermeintlich souveräne Konsumenten ist unser Verhältnis zur organischen Welt so stark durch synthetische Materialien vorstrukturiert, dass selbst die Rückbesinnung auf natürliche Produkte wie vermittelt durch einen sterilen Plastikfilm erscheint.
* 1983 in Paris, Frankreich, lebt in Berlin, Deutschland