Das Werk von Björn Braun ist durchzogen von transformatorischen Prozessen, die unsere gewohnte Grenzziehung zwischen dem Naturgegebenen und dem intentional Erschaffenen durchkreuzen. Seine Arbeit Ohne Titel (Zebrafinkennest) ist eine Serie von Vogelnestern, die von Zebrafinken aus Materialien gebaut wurden, die Braun ihnen darbot – eine Praxis von Vögeln, jenseits unserer Unterscheidung von natürlichem und künstlichem Material, Nester aus ihrer Umwelt heraus zu bauen. Die Arbeit zeugt von einer Weise der Kollaboration, in der die Tier-Mensch-Beziehung nicht im Sinne einer Arbeitsteilung, sondern als Prozess eines aufeinander bezogenen Handelns reflektiert wird. Bei Ohne Titel (Wildschweinkessel) handelt es sich um den nachbearbeiteten Gipsabguss eines Wildschweinkessels, wie ihn Muttertiere für die Geburt ihrer Frischlinge bauen. Die verwendete Technik verspricht durch ihre Unmittelbarkeit Zeugnis einer ursprünglichen Natur zu geben, die sich hier als trügerisch erweist. Vielmehr hat der Künstler den Kessel mit einer Schale aus Glasfaser und Kunstharz verbunden, hochmodernen und alterungsbeständigen Konstruktionswerkstoffen, die eine einfache Trennung von Natur, Kultur und Technik nicht mehr erlauben. Auf diese Untrennbarkeit verweisen auch die Bilder Ohne Titel (2013–2014), die minimalistisch anmuten, aber bei genauerer Betrachtung eine Textur erkennen lassen. Es sind die Texturen von abgegossenen Landschaftsgemälden, zum Objekt gewordene Bilder einer Natur, die ihre Repräsentation bewusst zur Schau tragen und auf diese Weise die kulturelle Bedingtheit unserer Naturerfahrung sichtbar machen.
* 1979 in Berlin, Deutschland, lebt in Karlsruhe, Deutschland