Nicolas Deshayes’ Arbeiten setzen sich mit den Wechselwirkungen
zwischen dem menschlichen Körper und den sterilen Oberflächen
unserer Umgebung auseinander. Die Materialien des Künstlers
dienen häufig als Beschichtungen für Elemente der urbanen
Infrastruktur; so wird etwa Emaille als Verkleidung im öffentlichen
Nahverkehr eingesetzt. Gleich einer industriell gefertigten Haut
bildet das so beschichtete Äußere eine Barriere für Spuren des
Körperlichen, welche in der Welt der glatten, fetischisierten Oberfläche
zum Makel werden. Zugleich wird die industrielle Logik auf
den Menschen übertragen: Dessen Idealbild ist hygienisch, effizient
und von jeglichem „Überschuss“ befreit; seine Funktionen und
Fähigkeiten durch technologische Entwicklungen perfektioniert
und erweitert.
Während die Oberflächen in Deshayes’ Arbeiten weiterhin an
industrielle Bestandteile erinnern, zeigen sie sich jedoch „verunreinigt“
und verweisen in ihrer Farbe, Proportion und Form auf
den menschlichen Körper. Auf diesen nimmt der Künstler auch in
seinen Titeln Bezug, wenn diese beispielsweise Vein Section lauten.
Deshayes’ Arbeiten erinnern daran, dass die verwendeten
Materialien trotz ihrer industriellen Kälte oftmals organischen
Ursprungs sind. Obgleich sie vom menschlichen Körper entkoppelt
scheinen, gewinnen die abstrakten Objekte eine eigenständige
Körperlichkeit jenseits etablierter Grenzziehungen und Definitionen
des Humanen.
* 1983 in Nancy, Frankreich, lebt in London, Großbritannien