Die heterosexuelle Paarbeziehung als Idealmatrix menschlicher
Fortpflanzung schafft sich ab, so Transformella, die pinke
„Königin der Trümmer“. Biodigitale Technologien und Kapitalismus
durchdringen sich gegenseitig und sind im Begriff, die menschliche
Reproduktion zu industrialisieren. Von künstlicher Befruchtung
über Präimplantationsdiagnostik zur Leihmutterschaft – in
diesen neuen reproduktionsmedizinischen Praktiken sieht Transformella
nicht vornehmlich einen Verfall, sondern ein Potenzial,
das es für die „Reprovolution“ umzulenken gilt, einen Prüfstein
unserer eigenen Re-Produktionsverhältnisse. Was, wenn wir unsere
Fortpflanzung vergesellschaften und in Gruppen Kinder haben
würden? Es nicht mehr um die Weitergabe unserer individuellen
Erbanlagen ginge? Welche Formen von Gemeinschaft und Gesellschaft
könnten wir damit heute hervorbringen, welche neuen
Bedingungen des Menschseins evozieren?
In Transformellas aus Küchentüchern errichteter Bruthöhle
wuchern umgebaute Buggy-Gestelle wie Wurzelgeflechte, und
statt eines hierarchischen Stammbaums hängt ein „Identitektur“-
Diagramm an der Wand, das die im Hier und Heute möglichen
Wesen Raethers aufführt, von denen Transformella eines ist.
Transformella will unsere „Lehrmutter“ sein und fragt, ob wir
angesichts der einschneidenden Veränderungen noch in den
alten Kategorien des Humanismus und seines Gegendiskurses
weiterdiskutieren möchten, oder besser bestehende Möglichkeiten
radikal umnutzen sollten, um mit ihnen die Reprovolution einzuläuten.
In ihrer „Höhle reproduktiver Zukünfte“ empfängt sie uns
Ende Mai persönlich im Fridericianum.
* 1977 in Heidelberg, Deutschland, lebt in Berlin, Deutschland