Aus Jana Eulers Gemälde blickt das angestrengte Gesicht einer
Frau, die, auf dem Bauch liegend und die Arme nach vorn
gestreckt, versucht, über die Grenzen des eigenen Körpers hinauszureichen.
Doch obwohl sie uns zugewandt ist, wirkt es, als
rücke die Protagonistin in unerreichbare Ferne. Für die Betrachter
ist es fast unmöglich, in ihren grotesken, phallisch anmutenden
Proportionen einen „normalen“ Körper zu erkennen.
under this perspective, 1 versagt uns die Stabilität eines
konventionellen Betrachterstandpunkts. Für ihr Gemälde richtet
die Künstlerin die Perspektive nach einem unbekannten Gegenüber
hinter der Wand aus und verkehrt ein wesentliches Prinzip
perspektivischer Darstellung in sein Gegenteil: Dieses berücksichtigt
jene Sinnestäuschung, der zufolge Objekte mit wachsender
Entfernung zunehmend kleiner erscheinen. Die Zentralperspektive
simuliert ein Erscheinungsbild der Realität, welches sich an der
räumlichen Wahrnehmung des menschlichen Auges orientiert.
Zutiefst vom humanistischen Menschenbild der Renaissance
geprägt, erhob die perspektivische Darstellung den menschlichen
Betrachter zum mathematisch konstruierten und somit vermeintlich
objektiven Zentrum der Bildwelt, das menschliche Sehen zum
Universalmodell und „Maß aller Dinge“.
Eulers Gemälde versucht eine Abbildung des Menschen, nachdem
diese universelle Gültigkeit scheinbar aufgehoben ist. Dabei
büßt nicht nur das menschliche Sehen, sondern auch der
menschliche Körper seinen Status als stabiler Bezugspunkt ein.
Anstatt Intimität und Vertrautheit zeigt es einen gescheiterten
Versuch der Kontaktaufnahme und einen Körper, der weder der
visuellen Kontrolle der Betrachter noch der physischen Kontrolle
seiner Eigentümerin unterliegt.
* 1982 in Friedberg, Deutschland, lebt in Brüssel, Belgien