Für HeLa on Zhora’s coat verwendet Aleksandra Domanović ein
Muster, das auf Abbildungen der sogenannten HeLa-Zellen
basiert. Diese Zellen wurden 1951 im Johns Hopkins Hospital der
an Krebs erkrankten Patientin Henrietta Lacks entnommen und
bahnten den Weg zu einer Erfolgsgeschichte der modernen Zellbiologie.
Da sich die Zellen weiterhin rasant teilten und vermehrten,
wurde es erstmals möglich, menschliche Zellen außerhalb des
Organismus zu kultivieren. An unzähligen Instituten weltweit
dienen sie seitdem der Forschung, tausende Publikationen und
mehrere Nobelpreise beruhen auf ihrer Untersuchung. Zugleich
ist in diese Geschichte eingeschrieben, wie sich das Verständnis
von Recht und Ethik in der Medizin in den letzten Jahrzehnten
gewandelt hat – von Entnahme und Verwendung etwa wurde weder
die afroamerikanische Patientin noch ihre Familie in Kenntnis
gesetzt.
Wie die Zellen vom Organismus losgelöst existieren, wird der
Mantel in der Ausstellung losgelöst von einem Körper gezeigt.
Damit fängt die Künstlerin ein unheimliches Moment ein, das
dieser Geschichte von Tod und vitaler körperlicher Wucherung
innewohnt. In welcher Beziehung steht das Individuum Henrietta
Lacks zu ihren sich unendlich teilenden Körperzellen? Wie ihr Tod
zu der Unsterblichkeit ihrer Zellen? Die Grenzziehungen zwischen
Körper und Selbst, zwischen Leben und Tod thematisiert die
Künstlerin auch mittels Form und Material des Mantels, eine
Replik des Kleidungsstücks der Protagonistin Zhora aus dem
Science-Fiction-Film Blade Runner (1982). In diesem werden
Menschen mittels Biotechnologie für eine begrenzte Lebensdauer
geschaffen, um neue Lebensräume im All zu erschließen. Zhora,
Teil der Nexus-6-Replikanten, widersetzt sich ihrer Funktionalisierung
und kehrt auf die Erde zurück, um eine verlängerte
Lebensspanne für sich einzufordern.
* 1981 in Novi Sad, Jugoslawien, lebt in Berlin, Deutschland