10:30–13:00
Susanne Pfeffer
Introduction
Franco “Bifo” Berardi A Short History of the Humiliation:
National Workerism and the Showdown of Two Centuries of Colonialism
Wilhelm Heitmeyer
Group-Focused Enmity, Social Disintegration and Right-Wing Populism in a Process of Escalation
14:00–16:00
Chantal Mouffe
The Populist Moment
G. M. Tamás Fascism Without Fascism
16:30–19:00
Didier Eribon
What’s Next? Reflections on the Categories of Political Theory
Panel Discussion
Moderation: Gernot Kamecke
Anlässlich der Ausstellung von Loretta Fahrenholz veranstaltet das Fridericianum ein
Symposium, das sich der Frage nach neuen Formen des Faschismus widmet. In ihrem
Roman
Nach Mitternacht (1937) schildert
Irmgard Keun den Alltag im nationalsozialistischen Deutschland Ende der
dreißiger Jahre. Angst, Kontrolle und Willkür beherrschen das Leben. In ihrer
aktuellen Ausstellung im Fridericianum greift die Künstlerin Loretta Fahrenholz
Parallelen zum aktuellen Zeitgeschehen auf: Frei nach Keuns Exilroman hat die
Künstlerin mit
Two A.M. einen
soziofiktionalen Film gedreht, dessen Analogien mit der Gegenwärtigkeit von
Überwachung, Kapitalismus und neu aufkommendem Faschismus erschreckend sind.
Eines der zentralen Merkmale der neuen Rechten, vom
ungarischen Ministerpräsidenten bis zu Marine Le Pen, ist, dass sie ihrem
Selbstverständnis nach allesamt Demokraten sind. Wenn man sie selbst sprechen
hört, werden sie sogar jeden Tag demokratischer. Die AfD beruft sich, ohne zu
erröten, auf eine Widerstandgruppe im dritten Reich: auf die „Weiße Rose“. Und
die französische Front National verkündet stolz, dass sie die einzige Partei
Frankreichs gewesen sei, die unter ihren Mitgliedern demokratisch über die
europäische Verfassung habe abstimmen lassen. Tatsächlich hatten alle
etablierten Parteien Frankreichs auf eine solche Abstimmung verzichtet, weil
sie Angst vor einem die Europa-Verfassung ablehnenden Ergebnis hatten.
Man kann somit in der Undurchsichtigkeit der europäischen
Institutionen einen der Gründe für das Aufkommen neurechter Bewegungen in allen
Ländern Europas markieren. Ebenso, wie man die mit Sicherheit in der nächsten
Zeit nicht abnehmenden Migrations- und Fluchtbewegungen als einen weiteren
Grund für das Erstarken der neuen Rechten und nationalen Parteien benennen
kann. Dabei muss man mit Zeev Sternhell feststellen, dass die faschistische
Mentalität seit ihrem Beginn zu Anfang des 20. Jahrhunderts nie verschwunden
war. Faschistische Strömungen waren immer mehr oder weniger sichtbar vorhanden.
Sie treten aktuell wieder sichtbar und in neuem Gewand auf. Der Faschismus hat
sich neu erfunden, wie Alain Badiou bereits vor über zehn Jahren anmerkte. Er
hat neue Formen angenommen, die man analysieren muss, und dazu reichen die alten
Faschismustheorien nicht mehr aus.
Das Symposium fand in englischer Sprache statt. Die Teilnahme war frei.