In Chronic Expectation rekonstruiert Simon Denny den öffentlichen Diskurs um eine angebliche wissenschaftliche Entdeckung, die für kurze Zeit Hoffnung auf die Behandlung des Chronischen Ermüdungssyndroms (CFSME) machte, an der weltweit 17 Millionen Menschen leiden. Zwischen 2009 und 2011 wurde in zumeist angloamerikanischen Fachmagazinen, die alle in Dennys Installation zu sehen sind, über eine mögliche Verbindung zwischen der Krankheit und dem Retrovirus XMRV berichtet. Wie später jedoch nachgewiesen werden konnte, handelt es sich bei XMRV um das Produkt kontaminierter Proben, ein laborgeneriertes Virus ohne Ansteckungsgefahr für den Menschen. Dennys Installation rekonstruiert das komplexe Zusammenspiel medialer Organisationsstrukturen und Wirkungsmechanismen mit solchen wissenschaftlicher Diskurse. Die ausgestellten Split-Screen-Drucke zentraler Zeitschriftenartikel reflektieren die technologischen Entwicklungen, welche die Debatte begleiteten. Dennys archivalisches Projekt macht sichtbar, wie digitale Bildgebungsverfahren eine zunehmend zentrale Rolle innerhalb der Strukturen wissenschaftlicher Argumentations- und Beweisführung einnehmen. Von ästhetischen Praktiken über technologische Beschleunigung bis hin zu Celebrity-Kult – Chronic Expectation zeigt auf, welch maßgeblichen Anteil die hybriden Formen medialer Vermittlung und Zirkulation an unserer heutigen Wissensproduktion haben.
*1982 in Auckland, Neuseeland, lebt in Berlin, Deutschland