Inhuman
Julieta Aranda

Julieta Aranda, Stealing one’s own corpse (An alternative set of
footholds for an ascent into the dark)
, 2014, © Foto: Achim Hatzius

Mit ihrem Video denkt Julieta Aranda darüber nach, ob der Mensch noch Mensch ist, wenn er die Erde verlässt. Ausgangspunkt der Arbeit war ihre Teilnahme am Kunstprogramm des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) und die Frage, wie ihr Künstlerinnenkörper für die Werbung der deutschen Raumfahrt vereinnahmt wird. Diese Vereinnahmung findet dabei Widerhall in den neokolonialen Bestrebungen, das All zu besiedeln. Wie kann der Mensch die Schwerkraft überwinden und inwieweit entpuppen sich diese Kunstgriffe zugleich als Freiheitsfallen? Welche spezifische Form nimmt dieser jahrhundertealte Wunsch angesichts neuer Technologien und des gegenwärtigen Stadiums des Kapitalismus an, fragen Ton, Bilder und Texte im Essayfilm Arandas. „Aus der Perspektive des Jetzt erscheint uns die Zukunft der Menschheit monströs… aber das muss nicht unbedingt etwas Negatives bedeuten“, lesen wir, und sehen später einen aluminiumfarbenen Kopf zerfließen, aus dessen Substanz sich uniforme weibliche Kopfmasken bilden, die körperlos schweben, während wir dazu den Refrain „I am gonna go to Mars“ hören. Das Paradox des Inhumanen, nämlich dass seine Verheißungen häufig den Fallstricken des Humanismus verhaftet bleiben, durchdringt auch die Installation: Wir begehen einen sogenannten Green- und Bluescreen. Diese werden in der Filmindustrie als Hintergrund verwendet, auf den anschließend jede beliebige Szenerie projiziert werden kann. Aber auch diese reine Projektionsfläche bleibt in ihrer Farbwahl – dem größtmöglichen Kontrast zur weißen Hautfarbe – der rassistischen Verkürzung des Humanismus verhaftet. 

* 1975 in Mexiko-Stadt, Mexiko, lebt in Berlin, Deutschland und New York, USA

Julieta Aranda, Stealing one’s own corpse (An alternative set of
footholds for an ascent into the dark)
, 2014, © Foto: Achim Hatzius

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Julieta Aranda, Stealing one’s own corpse (An alternative set of
footholds for an ascent into the dark)
, 2014, © Foto: Achim Hatzius

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